Project Chicken Skin Chips, Pt. I Eine Geschichte des Scheiterns und unerwarterter Wendungen

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Neulich saß ich so mit der A. (meiner Frau), und meinen beiden Burschen E. (8) und M. (4) am Mittagstisch und es gab Huhn. Gebratenes. Die A. hat´s ja nicht so mit Öl und Fett, weswegen es nur spärlich Bratlfettn (oder wie immer das Äquivalent beim Hendl genannt wird) gab, aber die Haut war schön knusprig. Wir mögen das. Zwischen dem älteren meiner Söhne (E.) und mir herrscht immer ein ziemliches G´riß um die Haut des Hendls. Wir könnten das kiloweise in uns hineinstopfen.

Und während wir also da so saßen und mampften, kam mir die Idee, doch mal nur Hühnerhaut zu braten und mit einem Mal verlor ich mich in einer mir bis dahin unbekannten Welt. Denn, und wie konnte ich eigentlich nur davon ausgehen, ich bin nicht alleine mit meinem Wunsch. Und es gibt Kulturen, wo das ganz normal ist. Man muss sich dafür wirklich nicht genieren, obwohl ich an dieser Stelle gern für mich behalten würde, dass ich gelegentlich Ketchup auf die Pizza schmiere.

All dem wurde ich gewahr, als ich das Internet anwarf und als erstes über einen Artikel des Online-Standard stolperte. Hier war die Rede von Hühnerhaut-Chips, Schweine-Popcorn und Fischhaut-Experimenten. Auf diesem schmalen Brett war also schon einer vor mir entlang gegangen. Ein Bruder im Geiste! Dem Autor des Artikels nach sei es auch eine Kleinigkeit, eine Extrem-Bagatelle, eine Lappalie geradezu, Hühnerhaut in entsprechender Menge aufzutreiben. Der Fleischhauer Deines Vertrauens würde Dir diese Haut geradezu nachwerfen. Rezepte fanden sich auch wie Sand am Meer, die Sache konnte gar nicht schief gehen.

Wunderbar! Das Projekt Hühnerhaut-Chips war geboren und an einem sonnigen Samstag Vormittag zwang ich also meine Kinder dazu, das jetzt mit mir gemeinsam durchzuziehen. Wir packten unsere Expeditionsrucksäcke und machten uns auf den Weg.

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Relativ naheliegend war der relativ Nahe liegende Meiselmarkt. Da wimmelt es nur so von Fleischhauern und wir dachten, da muss man einfach fündig werden, geht doch gar nicht anders. Zudem ist der Meisl-Markt demografisch mäßig durchmengt, daher konnte ich davon ausgehen, dass es dort mehr Huhn- als Schweinefleisch gibt. Ich sollte falsch liegen.

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Wir tigerten von einem Fleischhauerstand zum nächsten und ernteten Blicke wie sonst vermutlich nur ein wirklich unaufdringlicher Fundraiser von Greenpeace. Den gibt es nicht, und das gleiche dachten sie über uns. Alle hatten sie nackte Hühnerbrüste en masse, aber keine Haut dazu.

Das ist verwunderlich! Was passiert mit dieser Haut? Ich fragte.

Und die Antwort: „Das bekommen wir so geliefert.

Aha.
So ist das also.
Das sind alles keine Fleischhauer, das sind nur Wiederverkäufer.
Ist der Meiselmarkt in der Hand eines mächtigen Franchise-Unternehmens?

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Verwunderlich war allerdings auch, was es alles doch gibt, dort am Meislmarkt. Wirklich gerne hätte ich ja das Schnecken-Gel fotografiert, das ein recht humorloser Herr feil bot und von dem er gut und gerne selbst ein paar Portionen verwenden hätte können, da es sich um ein Anti-Aging-Substrat handelt. Ein paar andere, mehr oder weniger geschmackvolle Dinge haben es dann doch noch vor die Linse geschafft. Und je mehr ich davon sah, um so interessanter fand ich die Tatsache, dass es schlichtweg keine Hühnerhaut zu erstehen gab.

 

Ok. Der Meisl-Markt mit seinen, wie ich vermute, Franchise-Fleischhauern war also bezüglich Hühnerhaut ein totaler Reinfall. Und als wir bereits desillusioniert den Weg nach Hause antreten wollten, wurde mir gewahr, dass es am Westbahnhof einen AsienAfrikaAmerika-Shop gibt, bei dem ich schon die exotischsten Dinge gesehen habe. Die Antithese zum Billa. Also schnurstracks hin und…

Es war knapp, das muss ich sagen. Wie ein Elfer, den wir kläglich verschossen. So close! Denn als ich ihn nach Hühnerhaut für Chips fragte (Die Retourfrage: „Chicken Skin for Chips?„, mit indischem Akzent), hat auch der uns angesehen als ob wir in aller Unaufdringlichkeit Greenpeace-Unterstützungsverträge verkaufen wollten. Er hatte Schweinehaut-Chips und das hier:

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Wollten wir aber nicht.

Hier war also – für den Augenblick – das Ende der Fahnenstange erreicht. Wir haben viel gesehen an diesem Tag. Schnecken-Gel, alles Mögliche vom Schwein, recht viel vom Huhn, wundersame Tiere aus den Untiefen des Meeres, … aber keine Hühnerhaut.

Die Kinder waren vom Prosi-Markt olfaktorisch ein wenig überfordert, aber sie bemerkten recht bald das Regal mit den exotischen Cola-Sorten.

Kirsche, Vanille, Fanta Erdbeere, etc. Was soll’s, dachte ich mir, sollen wenigstens sie ihren Spass haben. Und damit ich nicht mit vollkommen leeren Händen nach Hause komme, nahm ich noch vier Wachteln mit. Die hatte ich auch noch nie gegessen. So gesehen war es ja doch noch recht erfolgreich, auch wenn ich nicht zum Ziel gekommen bin. Noch nicht. Aber trotzdem was Neues entdeckt. To be continued.

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